Dieter Kosslick, Leiter der Berlinale
Wir haben die Pflicht beendet, jetzt kommt die Kür..wohl eher das Vergnügen.
12.30 Uhr, Saarländische Landesvertretung, In den Ministergärten 4
Zwischen Potsdamer Platz und dem Brandenburger Tor sind einige Landesvertretungen beheimatet. In der Saarländischen werden die Preise der unabhängigen Jurys verliehen. Meine Kollegen und ich werden vom Filmredakteur der Morgenpost empfangen und vom Gästebetreuer der Berlinale. Nach einem kleinen Getränk beginnt die Verleihung. Der relativ kleine Saal geht über 2 Etagen, er ist voll von etwa 120 Journalisten, Preisträgern und Jurymitgliedern aus aller Welt. Nach den Preisen der unabhängigen Fachjurys, kommen wir. Mein Favourit gewinnt. Juhu!
STURM von Hans-Christian Schmid - der Film wird damit zum dritten Mal prämiert an diesem Nachmittag. Wir werden namenlos auf die Bühne gebeten und brauchen auch nichts zu sagen. Herr Schmid ist wirklich gerührt und bedankt sich. Man merkt ihm an, dass so ein Publikumspreis etwas Besonderes ist, gilt er doch als erster Indikator für die spätere Kinovermarktung. Wir freuen uns für ihn.
Danach kommt noch die Verleihung des Leserpreises der Tagesspiegeljury. Die mussten statt der 18 Beiträge des Wettbewerbs, über 40 Filme aus der Sektion Forum sehen. Die Armen!
Die Veranstaltung endet am Kanapee-Büfett. Ganz lecker, aber zu wenig und zu kurz.
Schmid und seine Produzentin stehen am anderen Ende des Foyers, wir gehen zu ihnen, um sie um ein Foto zu bitten. Der Regisseur Schmid sagt zu uns: "Wir wollten gerade zu Euch kommen." - Es gibt also doch noch normale Menschen! Also befragen wir ihn und seine Produzentin ein wenig zum Projekt, zur Vorbereitungszeit usw.
Überraschenderweise erzählt die Produzentin, dass der Film ganz knapp fertig wurde. Erst im November letzten Jahres stand der Schnitt. Aus Zeitgründen wurde er auf der Berlinale digital von einer Festplatte projiziert, da die Herstellung einer Kinokopie auf Film zu knapp fertig geworden wäre. Wahnsinn, die kochen also auch nur mit Wasser. Ich bin begeistert und erleichtert. Ich habe doch noch mein 15 Minuten-Gespräch bekommen. Tilda kommt ein andermal wieder nach Berlin. Der Film im September in die deutschen Kinos.
Nichts Besonderes kommt heute noch in einem der Berlinale-Kinos. Für die offizielle Bärenverleihung am Abend brauchen wir Einladungen, die wir nirgendwo bekommen haben. Also fahre ich nach Hause und schaue mir das Ganze auf 3sat im Fernsehen an.
19.20 Uhr, 3sat
Die Live-Übertragung vom roten Teppich läuft als HD-Stream im Internet, ich schaue ab kurz vor halb 8 im Fernsehen zum Berlinale Palast.
Mein Favourit bekommt keinen Preis, aber der andere deutsche Beitrag räumt ab. ALLE ANDEREN erhält den Großen Preis der Jury - den Silbernen Bären und Birgit Minichmayr erhält als beste Darstellerin einen Silbernen Bären. Ich freu mich so für sie!
Auch Sotigui Kouyate aus LONDON RIVER erhält einen Darstellerpreis und verzückt bei der Übergabe das Auditorium mit seinen kleinen Geschichten.
Der peruanisch-spanische Beitrag THE MILK OF SORROW erhält den Goldenen Bären als Bester Film - schön für die Macher, aber nicht ganz so mein Film.
Den Regiepreis für die iranische Produktion um die verschwundene Frau kann ich nicht nachvollziehen...aber alles in allem ist die Verleihung knackig und nicht so elend lang, wie die Oscar-Verleihung.
Morgen gehts noch zweimal ins Kino und dieses Festival ist schon wieder vorbei. Schade.
Preisverleihung in der Landesvertretung mit unserer Leserjury
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