Mittwoch, 11. Februar 2009

BERLINALE 2009 - 6. Tag

Ich bin zu spät, es ist eiskalt und auf dem Weg vom Bahnhof zum Palast gibts keinen Bäcker, der nicht voll ist. Aber ich freue mich auf die britische Schauspielerin Brenda Blethyn im ersten Film...

9 Uhr, Berlinale Palast
LONDON RIVER, der 10. Film des französischen Filmemachers Rachid Bouchareb spielt in London während und nach den Bombenattentaten im Sommer 2005. Eine Mutter (Blethyn) kann ihre Tochter in London nicht erreichen u sucht sie dort. 
Zeitgleich sucht ein Vater (Sotigui Kouyate) seinen Sohn, den er seit seinem 6. Lebensjahr nicht mehr gesehen hat. Die Wege dieser Fremden kreuzen sich, doch die Mutter hat Vorurteile gegen den muslimischen Vater mit schwarzer Hautfarbe. 
Im Laufe der Zeit suchen beide zusammen nach ihren Kindern, die zusammen wohnten und sich liebten. Doch je länger sie suchen, desto gewisser sind sie sich des Schicksals ihrer Kinder.
Brenda Blethyn (GRABGEFLÜSTER, ABBITTE) die oft einfache Frauen aus der englischen Arbeiterschicht spielte, ist auch hier wieder bewunderswert authentisch. Der Film lebt vom Blick auf dieses kleine Ereignis. Eine kleine Geschichte ist privater und ehrlicher als ein großes Epos. Dieser Film hat mich sehr berührt. Die Presse im Saal hat diese Empfindung im Applaus ausgedrückt. Begeisterung!
Gestärkt von Kaffee, Panini und einem Stück Frankfurter Kranz mit meinen 3 Jurykollegen, gehe ich noch schnell zu unserem Gäste-Ticketcounter und hole für die nächsten Tage Tickets.

12 Uhr, Berlinale Palast
CHÉRI von Stephen Frears (DIE QUEEN) hat nach über 20 Jahren wieder einen Film mit Michelle Pfeiffer gedreht. Diesmal spielt sie jedoch nicht das unschuldige Sensibelchen, sondern eine gealterte Mätresse, die es zu Reichtum gebracht hat. 
Sie beginnt eine Beziehung mit dem Sohn einer ehemaligen Kollegin (Kathy Bates), doch 6 Jahre später heiratet dieser eine junge Frau. Der Historienfilm hat ein schlüssiges, unterhaltsames Drehbuch und die Schauspieler sind wirklich gut besetzt - allen voran Kathy Bates. 
THE READER spielte in Deutschland - alle sprachen Englisch, ähnlich ist das  Sprachwirrwarr hier auch, das Werk spielt in Frankreich und alle sprechen Englisch.
Wieso? Es ist unterschwellig störend, wenn nicht die Landessprache gesprochen wird. Man vergisst wo man sich befindet.
Knapp zwei Stunden Pause. Ein Foto für die morgige Zeitung wird von uns gemacht und dann gehts zur Mittagspause.

15.45 Uhr, CinemaxX 7
Wir schauen uns den chinesischen Historienfilm FOREVER ENTHRALLED an und mit einer Länge von 147 Minuten leide ich jetzt schon an Müdigkeit. Chen Kaiges Werk (LEBEWOHL, MEINE KONKUBINE) ist zu lang und anspruchsvoll. Dieses Biopic über Mei Lanfang - den
berühmtesten Darsteller der Peking-Oper zu dieser Zeit - beginnt in den 1920-er Jahren an und geht bis 1961 - eine zu große Zeitspanne. Die Modernisierung dieser traditionellen Unterhaltungsform durch diese historische Figur wird verblüffend schnell dargestellt, doch die familiären und persönlichen Veränderungen der Charaktere, besonders die des Hauptcharakters, werden nicht ausreichend erklärt. Auch der Krieg zwischen den Japanern und den Chinesen bildet nur ein tragisches Element, deren Ursache nicht weiter erörtert
wird. Ich gehe mit Fragen hinaus.
Doch vor dem Saal fängt mich ein Reporterteam vom japanischen oder chinesischen Fernsehen ab und ich versuche in meinem vokabelarmen Englisch die Fragen zum Film zu beantworten. Ob ich ihnen meine Eindrücke klar vermitteln konnte? Wer weiß.

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