9 Uhr, Berlinale Palast
DARBAREYE ELLY (ABOUT ELLY) erzählt die Geschichte einer Gruppe von befreundeten jungen Paaren, die zusammen am Meer Urlaub machen. Das Strandhaus ist eine Ruine einer ehemals schönen Villa, die die Mitdreißiger mit ihren Kindern aus Teheran für ein langes Wochenende bewohnen. Alle Charaktere sind anfangs aufgekratzt, unbeschwert und kindisch, doch plötzlich verdüstert sich die Situation. Ein Kind ertrinkt beinahe, eine junge Fremde, die eingeladen wurde, verschwindet. Alle suchen, schreien sich an und heulen. Im Patriarchat Iran sind die Frauen schwach und lassen sich herumkommandieren, die Männer sind lebensuntüchtige cholerische Machohalbwüchsige. Das ist der moderne Iran? Ich kann es nicht glauben! Doch diese 2-stündige nervende Wettbewerbsbeitrag zeigt keine Entwicklung, ist wieder vorhersehbar und zu schwach für diesen Wettbewerb.
Nach einem Latte Macchiato bei McD. kommt ein Höhepunkt dieses Festivals...
Autor Bernd Lange, Schauspieler Rolf Lassgård, Anamaria Marinca und Kerry Fox, sowie Regisseur Hans-Christian Schmid, Moderator (v. l. n. r.) zur Pressekonferenz zum Film STORM
12.15 Uhr, Berlinale Palast
Hans-Christian Schmid zeigt den deutschen Beitrag STURM (STORM) und beeindruckt damit nicht nur mich, sondern auch das Presseauditorium (bisher längster Applaus).
Am Den Haager Kriegsverbrechertribunal wird ein Verbrechen aus dem längst zerfallenen Jugoslawien verhandelt, doch eine Zeugenaussage bricht zusammen und eine neue muss her. Die Neuseeländerin Kerry Fox (Silberner Bär für INTIMACY) spielt die taffe Staatsanwältin, die für das Tribunal gegen einen ehemaligen Offizier ermittelt. Dabei wird das Einzelschicksal einer jungen Frau näher beleuchtet und die Tragik eines politischen Gerichtssystems mit all seinen Ungerechtigkeiten und Schwierigkeiten offenbart.
Alle Rollen sind absolut überzeugend gespielt und gerade die räumliche Nähe zum Thema hat mich stark mitgenommen. Um einen Blick auf das Team zu werfen, sind wir im Anschluss auf die Pressekonferenz gegangen. Ein Foto folgt.
Als letzter Film folgt noch Bertrand Taverniers erster US-Film IN THE ELECTRIC MIST mit Tommy Lee Jones in der Hauptrolle.
15.45 Uhr, CinemaxX 9
Der Saal ist überfüllt und dieser Film weckt irgendwie hohe Erwartungen in mir. Tavernier lässt Jones als Polizeiermittler durch die diesigen Mangrovenwälder der Südstaaten fahren, wobei John Goodman (THE BIG LEBOWSKI) einen zwielichtigen Verbrecherboss spielt und Peter Sarsgaard einen dauerbesoffenen Schauspieler. Handwerklich sauber ausgeführt überlege ich ob dies ein europäischer oder ein amerikanischer Film ist. Die Antwort fällt schwer. Erst bei genauer Betrachtung fallen ein paar europäische/französische Eigenheiten auf, doch eigentlich entwickelt sich keine nationale Handschrift. Dies ist auf dieser Berlinale nach THE READER und STORM nun schon der dritte Film eines Regisseurs, den er in einem fremden Land gedreht hat. Die Grenzen scheinen zu verschwimen. Globalisierung auch im Film?
Heute finde ich darauf keine Antwort. Hauptsache der Film ist ein gelungener Tagesabschluss. Das ist er.
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