Sonntag, 14. Februar 2010

BERLINALE 2010 - 4. Tag


Gleich hebt sich der Vorhang zum ersten Film.

9 Uhr, Berlinale Palast
Der zweite chinesische Wettbewerbsbeitrag ist ein Remake. Di
e Coen-Brüder hatten 1984 mit dem Krimi BLOOD SIMPLE debutiert, jetzt hat China's Zhang Yimou (HERO) ein Remake daraus gemacht. Dieser spielt im alten China, zu Zeiten der Kaiser, in einem Nudelrestaurant in der Wüste.
Der Restaurantbesitzer beauftragt einen Cop seine angeblich untreue Frau und ihren Liebhaber umzubringen. Dies gelingt nur zum Teil. Aufwändige Settings, wunderschöne, poetische Landschaftsaufnahmen - beeindruckend, mysteriös und eine gute Basis für einen schönen Film. Aber die Darsteller verhalten sich wie Klischees. Keine Figurenentwicklung, naiv-motivierte Szenen. Viele Presseleute lachen, obwohl es nicht mal guten Slapstick gibt. Der Streifen erinnert mich an die indische Bewegtbildsuppe MY NAME IS KHAN. Teuer und gut gemeint, aber einfach unvorstellbar dämlich. Bis auf die Effekte und die exakte Kamera langatmig und ärgerlich.

Rhys Ifans, Greta Gerwig, Ben Stiller und Regisseur Noah Baumbach (v.l.n.r.)
Ben Stiller ist ganz schön alt geworden...

12.00 Uhr Berlinale Palast
GREENBERG von Noah Baumbach soll gut sein - so hörte ich irgendwo. Ben Stiller spielt den neurotischen Aussteiger, einen Schreiner aus New York, der in L. A. das Haus und den Hund seines Bruder hütet. Dieser Independentfilm möchte mit einer betont normalen Sprache und einem komischen vierzigjährigem Single ein absurder Klassiker werden. Mit Leichtigkeit gedreht, aber nicht berührend. Man hat das tausend Mal gesehen. Wie ein Woody-Allen-Werk vom Lande - manchmal funktionierts, manchmal eben nicht. Hier reichen die hervorragenden Darsteller nicht, die Belanglosigkeiten sind ungeschickt ausgewählt und noch schlechter verknüpft. Wann kommen die guten Wettbewerbsfilme?

16.20 Uhr, CinemaxX 9
Ein Knaller - EXIT TROUGH THE GIFT SHOP vom britischen Street-Art-Künstler Banksy. Dieses Dokufeature läuft zwar in der Wettbewerbssektion, hat aber keine Chance auf einen Bären. Der Film lief schon auf dem Sundance-Festival und deswegen hier außer Konkurrenz. Warum nur? Es ist der beste Film bisher. Spannend, witzig, gute Musik, zig Informationen über die Street Art. Ein Film im Film: Ein Franzose filmt leidenschaftlich Street-Art-Künstler bei ihren illegalen Nachtaktionen. Banksy - der weltweit bekannteste unter ihnen - bleibt ihm verwehrt. Durch Zufall begegnen sich beide, Thierry filmt den Künstler bei seiner Arbeit und wird ein Vertrauter. Nachdem eine großangelegte Street-Art-Doku des Videofilmers in einem Desaster endet, rät Banksy ihm, selbst Künstler zu werden.
Mit unerschütterlichem Selbstvertrauen und unentwegter Kreativität wirs aus Thierry The Brainwasher - ein Kommerzkünstler. Diese Story ist viel interessanter als Banksy's Leben, also macht er einen Film über den Brainwasher.
Ich bin fasziniert. Soviel Neues und so gut erzählt, trotz des bescheidenen Videomaterials. Super.
Und als wir den Saal verlassen erfahren wir, dass Banksy im Saal war. Niemand weiß wer, niemand kennt das Gesicht dieses anonymen Profis. Es gibt keine Pressekonferenz.
Schade.

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