Montag, 15. Februar 2010

BERLINALE 2010 - 5. Tag

15 m² unmöbliertes Zimmer, Neubau 2010, 1. OG, zentrale ruhige Lage, blickdichter bärenbewachter Sicherheitszaun, WC im Hof. Interessiert? Besichtigungen nach Absprache.

9.00 Uhr Berlinale Palast
Der österreichische Beitrag heißt DER RÄUBER von Benjamin Heisenberg (SCHLÄFER) und handelt von einem Marathon-Läufer der in seiner Freizeit Banken überfällt.
Andreas Lust spielt diesen in sich gefangenen Mann. „Zuviel Energie und innen tot. wie der Charakter einmal sagt.
Der Film ist langsam, baut sich auf und behält dann ein Spannungslevel, welches nicht mehr gesteigert wird. Diese Geschichte ist zu lang. Alles muss immer unbedingt gezeigt werden. Der Film ist ein wenig deutsch: dem Zuschauer traut man die richtige Deutung nicht zu. Alles muss bis zum Ende erzählt werden!
Warum scheint ein Großteil der Filme zu schnell fertiggestellt? Viele Filmemacher des Wettbewerbs erzählen langweilige, bissweilen schlechte Geschichten und dehnen diese dann unnötig aus. Wann kommt ein Höhepunkt, der offiziell von uns gewertet werden darf?

12.00 Uhr Berlinale Palast
Endlich! EN GANSKE SNILL MANN aus Norwegen ist eine schwarze Komödie. Der international erfolgreichste schwedische Schauspieler Stellan Skarsgard (ILLUMINATI) spielt den nach 12 Jahren wegen Mordes aus der Haft entlassenen Endfünfziger.
Wieder steht ein Mann im Vordergrund, diesmal kann er sich aber aus seinen Zwängen befreien.
Alles wirkt, wie aus einer vergessenen Welt: die Charaktere tragen fade, fast entfärbte Gesichter, die Straßen und Häuser haben Blau- und Grautöne. Doch durch die straff erzählte Handlung und die skurilen Ereignisse, die dem Hauptdarsteller passieren ist der Film leicht und nimmt sich nicht so ernst. Als Zuschauer muss man eher lachen, als dass man der sozial-moralische Komponente zuviel Raum gibt. Ich mag diesen Film sehr. Der Saal klatscht ausgiebig. Mein Favourit!

15.30 Uhr CinemaxX 7
Japan zeigt eine Kriegsgeschichte des Regisseurs Koji Wakamatsu. Eine Frau verzweifelt - eine F r a u!
Der erste Wettbewerbsbeitrag indem eine Frau im Mittelpunkt steht.
Nur noch wie eine Raupe - CATERPILLAR - kann sich ihr aus dem Kieg heimgekehrter, hochdekorierter Mann bewegen. Ohne Gliedmaßen, der angebrannte Kopf und die Taubheit - fast unfähig allein irgendetwas zu machen.
Die Frau muss im Dorf die gute und treue Pflegerin spielen. Alle sind stolz auf den Kriegshelden.
Das Mitleid zielt doch auf den Krüppel. Der Mann ist also Opfer und macht seine Frau damit auch zum Opfer. Ein irgendwie frauenverachtendes Weltbild, in dieser bisherigen Filmauswahl. Möchte man an die Zeitalter der Männer erinnern? Oder dahin zurück? Ich war kurz davor diesen Streifen zu verlassen: Das Bild ist langweilig und ästhetisch hat es VHS-C-Qualität, das Buch ist seelenlos, die Rückblenden sind von Amateur-Fans gefilmt, die Szenen sind lieblos inszeniert, die Darsteller armseelig. Toller Film...

19.15 Uhr CineStar 8
Ich gehe mit meinen Kollegen mit. Sie wollten diesen koreanischen Film schauen: I'M IN TROUBLE von So Sang-min.
4 Endzwanziger haben ihr Liebesleben nicht unter Kontrolle. Der Antiheld, ein symphatischer junger Mann, macht alles kaputt, was er in die Finger bekommt. Seine Bezeihung, eine neue Beziehung, das Bündnis mit seinem besten Freund. 98 Minuten die zu nichts führen. Es wir viel gesprochen, aber noch weniger gesagt.
Schlechtes, unnatürliches Licht, keine Figurenentwicklung - ich schlafe ein. Das Ende ist auch nicht besser. Der Saal applaudiert. Warum?

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